Kommt drauf an, wer zuhört
In einem Workshop sagte eine Führungskraft zu ihrer Kollegin:
„Du musst das einfach klarer kommunizieren. Die Leute verstehen dich nicht.“
Für ihn war es vermutlich ein sachlicher Hinweis, ein Versuch, Klarheit zu schaffen.
Für sie fühlte es sich anders an.
Sie wurde still, zog sich sichtbar zurück – und auch die anderen im Raum wirkten plötzlich vorsichtiger, als wäre die Tür für echten Austausch gerade ein Stück zugefallen.
Nach dem Workshop sprach sie mich an.
„Ich weiß, es war nicht böse gemeint. Aber ich habe mich komplett infrage gestellt.“
Und dann sagte sie etwas, das mich noch länger beschäftigt hat:
„Ich glaube, ich passe nicht in diese Runde.“
Das war kein Konflikt, der laut oder dramatisch wurde.
Aber es war ein Moment, der gezeigt hat, wie viel allein durch Sprache in Bewegung geraten kann – nach innen wie nach außen.
Im vierten Kapitel meines Buches Der innere Kurs geht es genau um solche Situationen.
Sprache wirkt, weil wir sie aus unterschiedlichen inneren Perspektiven hören.
Manchmal hört ein sachlicher Anteil zu und sortiert, was gemeint war.
Manchmal ist es ein verletzlicher Teil, der besonders aufmerksam wird, wenn es um Zugehörigkeit geht.
Und manchmal meldet sich der alte innere Kritiker, der solche Sätze als Bestätigung liest: Du bist nicht klar genug. Du bist nicht genug.
In diesem Fall war es hilfreich, das Gespräch im Team noch einmal aufzugreifen – um gemeinsam zu verstehen, was Sprache auslösen kann.
Was wir meinen. Was ankommt. Und was wir brauchen, um wieder in Verbindung zu kommen, wenn sie unterbrochen wurde.
Ich glaube, genau das ist ein wichtiger Teil von Führung:
Nicht nur sprechen – sondern auch offen sein für das, was gehört wurde.
Und bereit sein, das Gespräch weiterzuführen, gerade wenn es leise geworden ist.